“Sporttimes”: 80 Jahre SPORTUNION & 8 Fragen an eine Legende

Wie alles begann, warum der USC Flachau weit mehr als nur ein Verein ist, und weshalb gerade Niederlagen ein wichtiger Teil des Erfolgs sind: Skilegende Hermann Maier blickt im “Sporttimes”-Interview (Autor: Daniel Winkler) zurück auf seine Kindheit, seine Zeit als Maurer, prägende Momente seiner Karriere und erzählt, was er jungen Sportlerinnen und Sportlern heute raten würde. Dabei wird eines klar: Entscheidend ist nicht nur das Talent, sondern vor allem Begeisterung, Teamgeist – und der Mut, immer wieder neue Grenzen auszutesten.

Logo 80 Jahre SPORTUNION

Erinnerst du dich noch an deinen allerersten Skitag?
An die Anfänge kann ich mich schon noch erinnern, zumindest vage, da es jetzt ja schon eine Zeitlang her ist. Spannend war jedenfalls immer, neue Sachen auszuprobieren. Zum Beispiel, wie weit eine Schanze geht.

Was hat dir der USC Flachau – deine sportliche Heimat – persönlich bedeutet und was verbindet dich heute noch emotional?
Fußball war im Sommer eine Lieblingsbeschäftigung. Und da gibt es nach wie vor einige prägende Erinnerungen wie die Ausflüge zu Auswärtsspielen im alten, klapprigen VW-Bus und einige bleibende Freundschaften aus dieser Zeit. Vor allem der Teamgedanke ist etwas, das hier im Vordergrund steht und der einen auch prägt.

Vor allem der Teamgedanke ist etwas, das hier im Vordergrund steht

Du bist Vater von drei Töchtern, wie wichtig ist ein Sportverein für die Entwicklung von Kindern aus deiner eigenen Erfahrung?
Das Miteinander, gemeinsame Interessen und vor allem der Spaß an der Sache sind lauter Dinge, die gerade für Kinder einen enormen und nachhaltigen Wert haben. Wie wichtig Bewegung ist, dass sie einen unerlässlichen Ausgleich zum schulischen Alltag bildet und auch davon abhält, übermäßig Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen, muss man eigentlich nicht extra erwähnen. Und auch Verlieren muss gelernt werden und mit Platzierungen im Mittelfeld umzugehen. Am wichtigsten ist und bleibt der Spaß an der Sache. Solange man sich aus eigenem Antrieb für irgendetwas begeistern kann und Ziele verfolgt, wird es wahrscheinlich funktionieren. Druck von außen ist da eher kontraproduktiv.

Wenn du heute Schulsport mitgestalten könntest – was würdest du verbessern oder anders machen?
Da wäre die Aufgabe, den Kindern die Freude an der Bewegung zu vermitteln und auch ihren Wert. Erfolgserlebnisse sind das Um und Auf, genauso wie die Förderung von individuellen Talenten und Stärken.

Deine Karriere ist einzigartig. Gab es einen Moment, wo du wusstest, du willst mehr aus dem Sport machen, oder auch einen, wo du ans Aufhören gedacht hast – zum Beispiel der Motorradunfall?
Natürlich gibt es in einer Sportlerkarriere Momente, in denen der Sport in den Hintergrund rückt und man sich mit anderen Dingen beschäftigen muss. Das Einfachste – und vielleicht auch Naheliegendste – wäre, da das Handtuch zu werfen. Man kann es aber auch als Ansporn sehen und sich neue Ziele setzen. Je mehr man sich mit dem Sport beschäftigt, desto interessanter wird es, Grenzen zu verschieben und immer mehr aus sich herauszuholen. Wenn sich dann auch noch gewisse Erfolge einstellen und eine Überzeugung entsteht, ist der Weg in gewisser Weise vorgezeichnet – auch wenn er immer wieder unerwartete Hürden und Abzweigungen bereithält.

Am wichtigsten ist und bleibt der Spaß an der Sache

Wie wichtig war dein sportlicher Alltag  außerhalb des Wettkampfs für deinen Weg zum Spitzensport?
Die Abwechslung macht einen entscheidenden Teil des Ganzen aus, sorgt für die Basis, um in der eigentlichen Tätigkeit erfolgreich zu sein. Mit Skifahren allein kommt man auf keinen grünen Zweig.

Du warst nicht nur Skifahrer, sondern auch Maurer – steht irgendwo in Flachau oder Umgebung heute noch eine echte „Maier-Mauer“?
Da gibt es noch einige prächtige Bauwerke, die mir regelmäßig begegnen, bei denen ich seinerzeit Hand angelegt habe.

Wenn ein junges SPORTUNION-Mitglied heute auf dich zukommt und fragt: „Wie werde ich so erfolgreich wie du?“ – was antwortest du?
Überlege dir, wo deine Stärken liegen, arbeite daran und verfolge kleine, realistische Ziele, um einmal das Große zu erreichen.

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ALPINE SKIING - FIS WC Flachau
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ALPINE SKIING - FIS WC Flachau
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ALPINE SKIING - FIS WC Flachau
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Flachau Reportage (Hermann Maier Ehrungsfeier)
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Ehrung fuer Hermann Maier
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Flachau Empfang, Willkommensfest fuer Hermann Maier

Hermann Maier (52) ist Doppel-Olympiasieger, gewann drei WM-Titel und viermal den Gesamtweltcup. Ein spektakulärer Sturz bei der Olympia-Abfahrt 1998 in Nagano hat Maier den internationalen Spitznamen “Herminator” beschert. Trotzdem hat der gelernte Maurer und staatlich geprüfte Skilehrer aus Flachau innerhalb von vier Tagen nach dem Crash zwei Goldmedaillen gewonnen und damit den Ruf der Unzerstörbarkeit erhalten. Insgesamt feierte Hermann Maier in seiner Karriere 54 Weltcup-Siege. Und es wären wohl noch weitere geworden, hätte Maier 2001 bei einem Motorradunfall, der durch einen unaufmerksamen Autofahrer verursacht worden war, nicht fast sein Bein verloren. Dennoch feierte der Salzburger nach dieser Zäsur noch 13 weitere Weltcupsiege. 2004 erhielt Hermann Maier, der in Österreich viermal zum Sportler des Jahres gewählt worden war, einen Laureus World Sports Award in der Kategorie „Comeback des Jahres“. Mit seiner Frau Carina hat er drei Töchter.

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