Österreich ist keine Cricket-Hochburg. Jaweed Sadran , ein junger Geflüchteter aus Afghanistan, leistet im Nationalteam und als Nachwuchscoach Entwicklungshilfe.
Kraftvoll schwingt Jaweed seinen Cricketschläger und trifft mit voller Wucht den heransausenden Ball. Dieser fliegt in hohem Bogen quer über den gesamten Platz „Das wäre locker ein boundary geworden!“ sagt der junge Nationalteamspieler mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Im Cricket bezeichnet ein der Begriff „boundary“ eine vier Punkte-Treffer. Doch heute gibt es für ihn keinen Score. Sadran ist als Trainer bei einem Turnier für unbegleitete minderjährige Geflüchtete im Einsatz und auf spektakuläre Art und Weise, wie man einen Ball schlägt. Gemeinsam mit seinem Verein Sanavia Gesundheits- SPORTUNION veranstalten sie einen freundschaftlichen Wettkampf für die Bewohner von Geflüchteten-Unterkünften aus Wien und Umgebung. Die SPORTUNION unterstützt den Verein dabei im Rahmen des vom Sportministerium [BMKÖS] geförderten Integrationsprojekts BEYOND SPORT 2.0 – Vielfalt verbindet.
Halt und Perspektive
Knapp 45 junge Geflüchtete nehmen an dem Turnier teil. „Als ich selbst nach Österreich kam, wusste ich nicht, dass hier auch Cricket gespielt wird! Über die Angebote von Sanavia bin ich darauf aufmerksam geworden, als ich aus Afghanistan geflüchtet bin“ erzählt Jaweed Sadran, der sich heut selbst im Verein engagiert. Einmal in der Woche fährt er in die Bundesbetreuungseinrichtung in Traiskirchen, um vor Ort Crickettrainings anzubieten. „Mir hat der Sport damals nicht nur halt, sondern auch eine Perspektive gegeben, das möchte ich weitergeben!“
Sein Angebot ist unter den Bewohnern der Einrichtung derart beliebt, dass sein Training immer ausgebucht ist. In vielen Herkunftsländern ist Cricket Nationalsport. Um die ersten Berührungsängste zur österreichischen Gesellschaft abzubauen, eignet sich dieser Sport deshalb besonders gut. Zusätzlich ist das Training eine willkommene Ablenkung vom oft eintönigen Alltag in den Betreuungszentren.
Nationalsport Cricket
Mittlerweile stellt Sadran seine Bowling-Künste – so nennt man eine spezielle Wurfform beim Cricket – auch für das österreichische Nationalteam unter Beweis und zeigt eindrucksvoll, dass Sport eine wichtige Rolle im Integrationsprozess einnehmen kann. Während die besten Nationen England, Indien oder Australien heißen, spielt Österreich gegen Gegner aus Ungarn oder Slowenien. „In Afghanistan ist Cricket Volkssport und jedes Kind spielt es! Mich macht es sehr stolz, dass ich nun etwas zurückgeben kann und Österreich international vertreten darf!“ sagt der Entwicklungshelfer in Sachen Cricket. Auch abseits des Sportplatzes hat sich Jaweed Sadran gut in Österreich eingelebt. Er geht einer regelmäßigen Arbeit nach, die er gerne macht und hält sich für seine internationalen Einsätze fit.
Fast schon nebensächlich erscheint dabei, dass sich beim freundschaftlichen Turnier die Einrichtung aus Korneuburg durchsetzen konnte. An diesem Tag gibt es nur Siegerinnen.
Die Geschichte des jungen Sportlers beweist eindrucksvoll, dass Sport einen wertvollen Beitrag zu Integration von Geflüchteten leisten kann. Die SPORTUNION hat dieses Potential erkannt und fördert Vereine, die ihre Sportangebote für Geflüchtete und, oder sozioökonomisch benachteiligte Kinder und Jugendliche öffnen. Wenn Du oder Dein Verein sich ebenfalls im Rahmen des Projekts BEYOND SPORT 2.0 – Vielfalt verbindet sozial engagieren möchtest, dann nimm mit dem Projektkoordinator Kontakt auf:
Johannes Dachler BA
Mobil: +43 664 60 61 33 18
E-Mail: johannes.dachler@sportunion.at