Das Immunsystem ist schon so alt wie die Menschheit selbst. Die Herausforderungen haben sich verändert. Experten-Tipps von Sport- und Bewegungswissenschaftler Gerhard Altenhofer.
Ohne Immunsystem hätte sich die Gattung des Homo Sapiens wohl nicht durchsetzen können. Dieses feinjustierte Schutzsystem wurde beider Eroberung von neuen Territorien durch veränderte klimatische Bedingungen, neue Erreger und unbekannte Nahrungsmittel zahlreichen Belastungen ausgesetzt. Dadurch musste es sich ständig anpassen und hat dabei gelernt, mit neuen Herausforderungen umzugehen. Deshalb wird es oftmals als die „Lebensversicherung des Menschen“ bezeichnet. Im Laufe der Zeit haben sich die Belastungen für das Immunsystem gewandelt: Veränderte Bewegungs-, Ess-und Schlafgewohnheiten, soziale Veränderungen, Umweltverschmutzung, Klimawandel und die Konfrontation mit neuen Krankheitserregern sind heutzutage mitverantwortlich da-für, dass sich das Immunsystem immer wieder großen Herausforderungen stellen muss
Dieser Artikel ist ursprünglich für unser Verbandsmagazin “Sporttimes” verfasst worden. Die “Sporttimes” sind im Abo erhältlich, erscheinen vier Mal pro Jahr und informieren auf 42 Seiten über die wichtigsten Neuigkeiten aus der SPORTUNION sowie dem österreichischen Sportgeschehen.
Wie funktioniert unser Immunsystem?
Das Immunsystem lässt sich in zwei wesentliche Mechanismen unterteilen: das angeborene und das erworbene Immunsystem. Ersteres besitzen wir bereits bei der Geburt. Es reagiert schnell und unmittelbar auf Krankheitserreger, jedoch im ersten Moment unspezifisch.
Das erworbene Immunsystem benötigt etwas mehr Zeit bei der Abwehr von Erregern, ist in seiner Wirkung aber genauer und lernt mit jedem neuen Erreger dazu. Im Laufe des Lebens entwickelt sich so eine spezifische erworbene Immunkompetenz und ein immunologisches Gedächtnis.
Akute vs. chronische Entzündung
Bei jeder Immunreaktion treten im Körper die fünf klassischen Zeichen einer Entzündung auf: Rötung, Schwellung, Hitze, Schmerz und Einschränkung des betroffenen Gewebes. Läuft alles nach Plan, tritt nach wenigen Tagen die Genesung der Erkrankung ein. Unser Immunsystem hat über Jahrtausende gelernt, mit kurzfristigen Belastungen gut umzugehen. Was es aber nicht optimal kann, ist, wenn diese chronisch werden.
Intensive Belastungen vor dem Urlaub, Krankheitserreger wie Viren und Bakterien, finanzielle Hürden, Schicksalsschläge oder familiäre Diskrepanzen im Leben, können in der Summe zu einer Überreizung des Stress- und Immunsystems führen und bringt diese aus dem Gleichgewicht.
Gerhard Altenhofer
ist Sport- und Bewegungswissenschaftler, Master der klinischen Psycho-Neuro-Immunologie, Mentalcoach und Geschäftsführer von healthquarter. healthquarter bietet Vorträge und Webinare zu ausgewählten Schwerpunkten im Gesundheitsbereich an. Der Fokus liegt dabei auf der Wechselwirkung zwischen dem Immun- und Stresssystem sowie auf der Schlaf- und Darmgesundheit.
Da die Belastungen in Summe zu hoch sind und eine übliche Immunreaktion langfristig zu viel Energie kosten würde, versetzt das Immunsystem den Körper in eine Art „Winterschlaf“. Jeder weiß, dass das Stiegenhaus bei 39 Grad Fieber zu einem Ultramarathon werden kann. Dieser enorme Energiebedarf kann vom Körper nicht dauerhaft gewährleistet werden. Da die Belastungen im Alltag aber nicht weniger werden oder die Probleme nicht gelöst werden, unser Abwehrsystem uns aber weiterhin vor Krankheitserregern und Verletzungen schützen muss, bleibt es leicht aktiv. Man nennt diesen Zustand „chronic low grade inflammation“.
Die Folge ist ein nicht erklärbarer Leistungsabfall, Verdauungsprobleme und chronische Müdigkeit. Was sich ursprünglich als gute langfristige Lösung anhört, entpuppt sich schlussendlich zum langfristigen Problem und ist die Basis für „fast“ alle chronischen nicht übertragbaren Krankheiten. Hier findet ihr drei Tipps um das Immunsystem zu stärken:
Schlafe ausreichend und gut
Schlafe ausreichend und gut
Die Höhe des Neurotransmitters GABA ist verantwortlich wie gut wir durchschlafen. GABA reduziert die Aktivität unserer Nervenzellen und führt zu tieferer Entspannung. Produziert wird GABA vorrangig von „guten“ Bakterien in unserem Darm.
Exercise Snacks
Exercise Snacks
Exercise Snacks sind eine gute Methode, um das Immunsystem zu stärken. Jede halbe Stunde für 2 Minuten oder jede Stunde für 5 Minuten Bewegung bei einer Herzfrequenz von über 140 Schlägen pro Minute führt zu einer gesteigerten Ausschüttung von Immunzellen.
Kälte am Morgen
Kälte am Morgen
Eine kalte Dusche am Morgen wirkt durch das Hormon Adrenalin aktivierend und schüttet zudem spezifische Immunzellen aus. Gleichzeitig lernt unser Körper die akute Stresssituation der kalten Dusche zu regulieren und erhöht die Aktivität des Parasympathikus, was zu einer verbesserten Entspannungsfähigkeit führt.