Khaled war erst 17 Jahre alt, als er als syrischer Flüchtling in Österreich ankam. Über den Sport fand er Anschluss. Im vergangenen Jahr debütierte er für die österreichische Rugby-Nationalmannschaft.
Im Jahr 2015 flüchtete Khaled Jarkas aus dem syrischen Bürgerkrieg, kam inmitten der Flüchtlingskrise in Wien an. “Ich kannte niemanden und wollte schnell Anschluss an die österreichische Gesellschaft finden. Da dachte ich mir, dass Sport eine super Möglichkeit ist, neue Menschen kennenzulernen und die Sprache zu lernen”, erinnert er sich.
Gesagt getan, Khaled war einer der ersten Teilnehmer der Initiative Rugby Opens Borders des SPORTUNION Vereins Rugby Union Donau Wien. Eine Initiative, die interkulturellen Austausch und Zusammenarbeit durch sportliche Herausforderung fördert. Dieser Herausforderung hat sich Khaled bereitwillig gestellt und 2022 war für ihn ein ganz besonderes Jahr.
Zuerst Staatsmeister, dann Nationalspieler
Zuerst gewann er im Frühjahr die österreichische Staatsmeisterschaft mit der Rugby Union Donau Wien. “Es war unglaublich! Ich darf mich jetzt österreichischer Staatsmeister nennen, das hätte ich vor ein paar Jahren noch für unmöglich gehalten!”, erinnert er sich stolz. Dann kam es noch besser: Im Oktober wurde Khaled zu einem Trainingslehrgang der Nationalmannschaft eingeladen.
Khaled wusste auch dort zu überzeugen. Im Gegensatz anderen Sportarten, darf man im Rugby für ein Nationalteam auflaufen, wenn man zuvor 60 Monate lang durchgehend im entsprechenden Land gelebt hat. Diese residency rule machte es möglich, dass er auch als Syrer aufgrund seiner starken Leistungen für das österreichische Nationalteam nominiert werden durfte.
In einem Freundschaftsspiel in Leoben gegen Kroatien gab Khaled dann Mitte Oktober sein Debüt für Österreich. “Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich darf meine neue Heimat vertreten”, freute er sich. Für ihn war es der bisher größte Erfolg seiner noch jungen Sportlerkarriere, trotz einer 12:33-Niederlage.
Khaled hilft minderjährigen Flüchtlingen
Der frisch gebackene Nationalspieler ist aber nicht nur beim Sport hoch engagiert. “Der Sport hat mir viele Türen geöffnet, deshalb möchte ich etwas zurückgeben und jungen Geflüchteten eine Perspektive aufzeigen”, sagt der 25-Jährige. Im Rahmen des von der SPORTUNION geleiteten und vom Sportministerium geförderten Integrationsprojekt “Sport hilft – Beyond Sport” engagiert sich Khaled, der auch eine Übungsleiterausbildung absolviert hat, selbst für junge Geflüchtete.
Er leitet ein wöchentlich stattfindendes Training in einer Bundesbetreuungseinrichtung für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. “Es ist schön zu sehen, wie sich der Sport positiv auf den oft tristen Alltag in der Unterkunft auswirkt und den Jugendlichen dabei hilft, die schwierige Situation zu meistern”, erklärt er.
Auch abseits des Sportplatzes hat Khaled noch viel vor. Fast schon nebenbei hat er in diesem Jahr seine Lehrabschlussprüfung zum Maschinenbautechniker erfolgreich absolviert. Das nächste Ziel ist auch schon in Reichweite: “Meine erste Teilprüfung habe ich schon geschafft. Wenn alles gut geht, werde ich bald die Matura haben.”