Sport Austria: Hans Niessl und Peter McDonald zur Lage der (Sport-)Nation

Die Generalversammlung von Sport Austria hat Hans Niessl am 7.11.2024 in geheimer Wahl in seinem Amt als Sport Austria-Präsident mit 111 Stimmen bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen (99,1 Prozent) bestätigt. In einer live im Internet übertragenen Pressekonferenz umrissen einen Tag später Hans Niessl und SPORTUNION-Präsident Peter McDonald, bei Sport Austria als Vizepräsident für den Bereich “Breitensport” verantwortlich, ihre Visionen und Ziele für den österreichischen Sport.

Vizepräsident für Breitensport ist neuerdings SPORTUNION-Präsident Peter McDonald. Die Präsidenten der Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION wechseln einander in dieser Funktion jährlich ab. McDonald übernahm von Christian Purrer (ASVÖ). Als Vizepräsident für Leistungs- und Spitzensport wurde bei der Generalversammlung in Wien Thomas Reichenauer gewählt. Der Präsident des Ringsportverbandes tritt damit die Nachfolge von Michael Eschlböck an. Eschlböck, Präsident des Amercian Football Bundes, hat nicht mehr kandidiert. Im Rahmen der Generalversammlung, die auch Sportminister Werner Kogler besuchte, wurde der Österreichische Cheerleading und Cheerdance Verband (ÖCCV) als 69. Vollmitglied einstimmig aufgenommen.

Das (erweiterte) Präsidium

Präsident: Hans Niessl
Vizepräsident für Leistungs- und Spitzensport: Thomas Reichenauer (Österreichischer Ringsportverband ÖRSV)
Zwei weitere Vertreter Leistungs- und Spitzensport: Hannes Dinböck (Österreichischer Faustballbund ÖFBB) und Harald J. Mayer (Österreichischer Radsportverband ÖRV)
Vizepräsident für Breitensport: Peter McDonald (SPORTUNION)
Zwei weitere Vertreter Breitensport: Hermann Krist (ASKÖ) und Peter Reichl (ASVÖ)
Nominierter des Österreichisches Olympisches Comité (OÖC): Florian Gosch
Nominierter des Österreichischer Behindertensportverband (ÖBSV): Julian Hadschieff
Nominierte des Österreichisches Paralympisches Committee (ÖPC): Maria Rauch-Kallat
Nominierter der Special Olympics Österreich (SOÖ): Laurenz Maresch

Impulse für die Zukunft des österreichischen Sports

In einer live im Internet übertragenen Pressekonferenz umrissen einen Tag nach der Generalversammlung Hans Niessl, Thomas Reichenauer und Peter McDonald ihre Visionen und Ziele für den österreichischen Sport sowie formulierten ihre Wünsche an die künftige Bundesregierung. Niessl betonte die gesellschaftliche Bedeutung des Sports. “Der Sport ist ein zentraler Dienstleister, kein Bittsteller,” stellte er klar und verwies auf dessen wirtschaftlichen Beitrag: 24,1 Milliarden Euro an Wertschöpfung und 357.000 Arbeitsplätze, die von der Sportbranche geschaffen werden. Hinzu kommen 8 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben sowie eine jährliche Entlastung des Gesundheitssystems um 530 Millionen Euro. Die Kosten aufgrund mangelnder Bewegung betragen jedoch bereits 2,4 Milliarden Euro jährlich – eine Summe, die Niessl durch gezielte Bewegungsprogramme deutlich reduzieren möchte. Eine Arbeitsgruppe wird sich in den kommenden Wochen konkret mit dem Thema “Leistungsvereinbarungen” befassen.

Handlungsbedarf für die nächste Bundesregierung

Für die künftige Bundesregierung formulierte Niessl zentrale Forderungen, darunter:

  • Eine umfassende Sportstättenoffensive (Infrastruktur-Milliarde, Öffnung von Sportstätten etc.),
  • finanzielle Stabilisierung der Sportförderung angesichts steigender Kosten,
  • Entbürokratisierung zur Entlastung der rund 570.000 Ehrenamtlichen,
  • Verbesserung der Rahmenbedingungen für Athletinnen und Athleten,
  • Fortführung bestehender Programme wie der “Täglichen Bewegungseinheit”,
  • und die Umsetzung des gemeinsam mit den Sportdachverbänden entwickelten 9-Punkte-Programms.

Schwerpunkte im Breitensport: Gesundheit durch Bewegung

Peter McDonald, SPORTUNION-Präsident und Sport Austria-Vizepräsident für Breitensport, unterstrich die Notwendigkeit, Breitensport als Schlüssel zur Gesundheitsprävention weiter zu stärken. “Bewegung und Sport ist eine Antwort auf sehr viele Fragen der Gesellschaft. Wir haben acht Sportvereine in jeder Gemeinde – etwas, um das wir in ganz Europa beneidet werden. Ein Sportverein ist aber nicht nur ein Ort, an dem Sport betrieben wird. Ein Sportverein ist die beste Lebensschule für unsere Kinder – etwa, was die Wertebildung betrifft.” Wissenschaftliche Ergebnisse belegen auch, dass Sport nicht nur gesünder, sondern auch schlauer macht, so McDonald. “Da Kinder, die regelmäßig Sport betreiben, eine höhere Auffassungsgabe haben.” Die Politik sollte deshalb ihr Engagement intensivieren, was künftig den Sport betrifft.

© Sport Austria/Leo HAGEN
Sport Austria Pressekonferenz 2024Sport Austria Pressekonferenz: Peter McDonald (Vizepräsident Breitensport), Hans Niessl (Sport Austria Präsident), Thomas Reichenauer (Vizepräsident Leistungs- und Spitzensport)

“Fünf gesunde Lebensjahre für jeden einzelnen”

“Der allerwesentlichste Parameter von Sport”, so McDonald, “ist die Gesundheit. Die Lebenserwartung in Österreich ist überdurchschnittlich, während unsere Gesundheitserwartung sehr unterdurchschnittlich ist. Wir alle schenken dadurch zehn gesunde Lebensjahre her. Die Politik legt derzeit noch viel zu wenig Fokus auf dieses Thema. Five more years, fünf gesunde Lebensjahr für jeden einzelnen, müsste für uns alle daher das oberste Ziel sein. Das kann man nur dann in die Wege leiten, wenn wir erkennen, das Sport und Bewegung eine Top-Priorität haben sollte, weil Sport und Bewegung in alle Lebens- und Regierungsbereiche hineinwirken.”

Nationaler Aktionsplan

Ein künftig von Bundes- und Vizekanzler geleiteter nationaler Aktionsplan ist daher, so McDonald, unabdingbar. “Jeder Regierungsvertreter muss schauen: Was kann er oder sie dazu beitragen, dass Sport und Gesundheit besser integriert werden kann und Vereine besser unterstützt werden.” Seine Vorgabe bzw. sein Wunsch an die künftige Bundesregierung: Statt wie bisher jedes zweite Kind in einem Sportverein künftig zwei von drei Kindern. Plus: die Verdoppelung der frei zugänglichen Sportflächen. “Bis 2030 wollen wir verpflichtend digitale Buchungs- und Zutrittssysteme für Turnsäle, sodass es dann keinen Turnwart mehr braucht.”

Digitalisierung, Vereinfachung, Entbürokratisierung

Auch die schrittweise flächendeckende Ausrollung der täglichen Bewegungseinheit ist ein MUSS für ein zukünftig gesünderes Österreich, für die Stärkung der Vereinsstrukturen und der Entwicklung des Berufsbildes Trainer, so McDonald. Ziel ist die flächendeckende Umsetzung der Bewegungseinheit bis 2030. Zu den weiteren Maßnahmen, die für McDonald essenziell sind, zählen:

  • Digitalisierung von Förderprozessen,
  • Vereinfachung der Förderabrechnung, etwa durch Einführung einer Bagatellgrenze von 500 Euro,
  • effizientere Nutzung von Sportstätten, etwa durch eine digitale Übersicht aller Vereinsangebote
  • und ein Bonussystem für Arbeitnehmer, die persönliche Gesundheitsziele erreichen.

Die Generalversammlung von Sport Austria machte so erneut deutlich, wie wichtig eine starke Vernetzung und Förderung des Sports für Gesellschaft und Gesundheit in Österreich sind.

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