Ein Doppeljubiläum haben am Wochenende kirchliche Sportfunktionäre in Linz gefeiert: Die Diözesansportgemeinschaft (DSGÖ) besteht seit 70 Jahren, das Apostolische Werk “Kirche und Sport” seit 65 Jahren. Vertreterinnen und Vertretern beider Verbände aus ganz Österreich hatten sich zu einem Festakt versammelt, mit einem Festgottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer und einem Impulsreferat des Pastoraltheologen Paul M. Zulehner als Höhepunkte. Bekräftigt wurde dabei das Anliegen der DSGÖ, ein “Sportverband mit Mehrwert” zu sein und Werte wie Fairness, Respekt, Miteinander und Gerechtigkeit in Gesellschaft und Sport einzubringen.
Prof. Zulehner skizzierte den Sport als “sinnvoll, grundpolitisch und auch urreligiös”. Er werde oft als Ersatzreligion hochstilisiert, vor allem wegen seiner “Quasi-Liturgie” mit perfekt inszenierten Ritualen und zahlreiche weitere religiöse Anlehnungen. Ob Gott überall zu finden sei, wo das Göttliche gesucht werde, halte er für fraglich. Kirche und Sport hätten aber jedenfalls gemeinsam, dass sie Momente lieferten, die den Alltag durchbrechen und auf Höheres verweisen. Das “echt Religiöse” im Kulturträger Sport werde bislang jedoch noch zu wenig wahrgenommen: So würden etwa Kreuzzeichen von eingewechselten Fußballern nicht kommentiert.
Vorbilder seien viele Spitzensportler allemal, sagte Zulehner mit einem Verweis auf die österreichische Leichtathletin Ivona Dadic. Dass die mehrfache Staatsmeisterin im Siebenkampf rückblickend erklärt hatte, sie habe für ihre sportliche Karriere das Familienglück zurückgestellt, flöße ihm “riesigen Respekt” ein, erklärte der Pastoraltheologe. Nicht nur Akademiker, sondern auch Sportler würden für ihre Priorisierung “zumindest zeitweise so eine Art Zölibat leben”. Besonders beeindruckend sei auch Dadics Ausspruch “ich habe alles gegeben, und ich habe redlich gekämpft”. Zulehner: “Wenn ich das am Ende meines Lebens als Wissenschaftler sagen könnte, wäre das für mich eine hohe Latte.”
Bei der DSGÖ-Bundeskonferenz wurde der langjährige Geistliche Assitent Christian Zoidl gewürdigt und verabschiedet, während das Vorsitz-Team Pepi Frank (Diözese Eisenstadt) und Sepp Eppensteiner (Diözese St. Pölten) im Amt bestätigt wurden. Frank bezeichnete es als Ziel, “Kirche zu bewegen” und Menschen für Sport zu begeistern. Dabei wolle man auch Kirchenferne erreichen. Neue Wege wolle man etwa durch die Einführung von “Freizeit- und Sportpfarrgemeinderäten” nach den Pfarrgemeinderatswahlen 2022 gehen.