Markus Pichler, Landesgeschäftsführer der Sportunion Steiermark, kritisiert, dass unserer Gesellschaft, aber auch der Politik das Bewusstsein für Sport als Präventionsmittel fehlt. Die Menschen werden immer älter, der Pflegebedarf wird enorm steigen und gleichsam herrscht auch dort ein akutes Personalproblem. Noch immer wird Sport ist in Österreich quasi den Leistungssportlern überlassen, dabei geht es um den Alltag und die Fitness einer gesamten Bevölkerung.
Gesunde Lebensjahre
Seine Aussagen lassen sich mit Studien ganz einfach belegen – etwa jene zu den gesunden Lebensjahren, erhoben von Eurostat 2016. Dabei geht es um jene Jahre, in denen sich Bürger ohne Einschränkungen selbstständig bewegen können. Österreich schneidet hier besonders schlecht ab:
bei Frauen sind es 57,1 Jahre – viertletzter Platz unter den damals 28 EU-Staaten.
bei Männern 57 Jahre, der fünftletzte Rang.
Zum Vergleich: Schweden an der Spitze kommt je auf etwa 73 Jahre (!). Das heißt, dass Menschen dort später Betreuung brauchen, das System weniger gefordert ist. Ein Grund dafür ist der generelle Zugang zum Sport im Norden.
Im EU-Vergleich haben die Österreicher besonders wenige gesunde Lebensjahre. Steigert man das, entlastet man auch das Pflegesystem.
Markus Pichler, Sportunion
Ausdauer und Ernährung
Hinzu kommt auch, dass laut der letzten Gesundheitsbefragung der Anteil der aktiven Bevölkerung im Land von 2014 auf 2019 deutlich gesunken ist:
bei der Ausdauer von 53,4 auf 48,1 (Männer) bzw.
von 52,2 auf 45,1 (Frauen)
Auch die Ernährung spielt hinsichtlich Gesundheit eine maßgebliche Rolle. Das bestätigt das Institut für Höhere Studien: Demnach sind knapp 17 Prozent der über 15-Jährigen in der Steiermark übergewichtig, die Hälfte spürt gesundheitliche Folgen. Außerdem nehmen die Österreicher zu schnell Medikamente. Auch das sei in Nordeuropa nicht der Fall.
SPORTUNION Steiermark mit Selbstversuch
Als Sportunion habe man daher kürzlich einen Selbstversuch in der Steiermark gestartet und Diabetes-Betroffene zu einem 12-Wochen-Kurs geladen. Ziel war es, die sportliche Betätigung zu steigern: „Wir haben beobachtet, dass viele ihren Insulinbedarf in dieser Zeit um 80 bis 90 Prozent senken konnten.“
Grazer Sportjahr 2021
Das Sportjahr Graz habe 2021 zum ersten Mal Bewusstseinsbildung für Bewegung im Alltag gemacht. Ein Thema, dem sich, so Pichler, Gesundheitspolitik und Sozialversicherungen klar werden müssten: „Es geht um die Leistbarkeit des Sozialstaates.“ Denn: Würde man von den jährlich laut Gesundheit Österreich in der Steiermark rund 500 Millionen Euro an verschriebenen Medikamenten nur fünf Prozent sparen, könnte man 25 Millionen Euro in Prävention investieren“, rechnet er vor. „Doch die Politik reagiert nicht.“
Mangel an geeigneter Infrastruktur
Stattdessen fehle es sogar an Infrastruktur für Sport. Hinzu komme das Turnsystem an Schulen: „Es geht um mehr, als nur zu kicken. Der Ansatz für eine gute Note sollte die persönliche Steigerung der Schüler in vielen Bereichen sein. Ist der Unterricht fad und man hat persönlich nur Misserfolge, fehlt der positive Konnex zum Sport auch im späteren Leben“. Das Pilotprojekt der täglichen Turnstunde könnte da helfen.
Jeder kann rasch was tun
Bewusst zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren, am Wochenende eine kleine Wanderung machen, Kinder nicht mit dem Auto in die Schule fahren oder zu Hause während dem Fernsehabend kleine Kräftigungsübungen machen – so kann es gelingen, den so wichtigen Sport wieder in den Alltag zu integrieren.
WIR, die SPORTUNION Steiermark, werden uns weiterhin für mehr Sport in der Gesellschaft stark machen und nichts unversucht lassen, unserem Leitsatz treu zu bleiben:
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