Die heimische und internationale Triathlongemeinde versammelte sich rund um das Strandbad Klagenfurt zum alljährlichen Gipfeltreffen. Unser Wettkampfquartier bezogen wir diesmal in Unterbergen, etwas außerhalb des Rummels. Die Vorstartprozedur (Registrierung, Vorbereitung des Wettkampfequipments, Rad Check-In…) ist bereits Routine und gestaltete sich problemlos. So konnten wir uns ganz relaxt zwei Tagen exzessivstem Carbo-Loadings hingeben. Der eine oder andere Besuch der Expo, um bekannte und neue Gesichter zu sehen, durfte natürlich auch nicht fehlen. Alles in allem gingen wir voll motiviert und mit Selbstvertrauen ins Rennen, um unsere durchaus ambitionierten Ziele zu erreichen. Sehen wir mal wie es gelaufen ist.
Rennen Eva
„Nix zu verlieren und im besten Fall sub 11“- mit diesem Motto startete ich in den Wettkampftag. Es war bereits mein dritter Start beim Ironman in Klagenfurt, doch eines war heuer anders: Zum ersten Mal plagte mich in den Tagen davor nicht der Gedanke, zu wenig trainiert zu haben.
Der Startschuss fiel um 6:45 und zögerlich und voller Respekt stürzte ich mich in die Fluten des Wörtersees. Dass ich besser war als im Vorjahr hatte ich mir bereits bei einigen Vorwettkämpfen selbst bewiesen, doch ein Ironman-Tag ist lang und da kann viel passieren. Soviel hatten mich bereits die Jahre zuvor gelehrt. Bereits beim Schwimmen durchlebte ich diverse Gemütszustände und wühlte mich sprichwörtlich durch die Menge. Doch als ich dann beim Wasserausstieg auf die Uhr blickte, war ich durchwegs zufrieden: 4 Minuten schneller als ich es mir „erlaubt“ hatte. Das bedeutet, 4 (eventuell wertvolle) Minuten mehr Zeit für den Marathon! Die Taktik unseres Trainers Herwig im Kopf, ging ich die ersten 20 km am Rad gefühlsmäßig gemütlich an, um dann etwas auf die Tube bzw. in die Pedale zu drücken. Beim ersten Wendepunkt nach 90 km kamen jedoch die ersten Zweifel, doch etwas überzockt zu haben. Als ich trotz leichtem Sauerstoffmangel einen Hochrechnungsversuch startete, verstärkte sich dieses Gefühl, denn ich war zu viel zu schnell und meine Beine waren schwer. Doch von Kilometer zu Kilometer fühlten sich meine Beine plötzlich immer besser an und ich fuhr die zweite Runde im gleichen Tempo einfach munter weiter. Im ständigen inneren Dialog mit mir und meinem Rennpferd konnte ich schlussendlich die 180 km um 15 Minuten schneller als im Vorjahr beenden. „Ein Wahnsinn!“, dachte ich mir – gefolgt von dem Gedanken „Oh mein Gott!“ als ich die ersten Schritte durch die Wechselzone machte und sich meine Beine anfühlten wie Holzklötze. Doch schon nach den ersten Laufmetern durch eine Masse an Zuschauern fühlte ich mich plötzlich in meinem Element. Mit leicht angezogener Handbremse joggte ich den ersten 10 km entgegen und war perfekt in meiner vorgenommenen Pace unterwegs. „Viertelfinale erreicht“, scherzte ich noch mit meinem Mitläufer, den ich kurzerhand zu meinem Pacemaker auserkor. Diesem Druck konnte er womöglich nicht standhalten und so war ich kurze Zeit darauf auf mich alleine gestellt. Als mich das Führungsfahrrad der ersten Dame überholte und mir die Menge entgegenjubelte, als ob ich die Führende wäre, war es um mich geschehen und ich schwebte über die nächsten Kilometer und bald war das „Halbfinale“ erreicht. Das war dann auch mein letzter Blick auf die Uhr. Die folgenden Kilometer waren hart und ich versuchte, im Rhythmus zu bleiben, gelegentliche Magenkrämpfe zu ignorieren und mich mit Gels und Cola vollzustopfen, um „den Ofen nicht ausgehen zu lassen“. Die Taktik funktionierte und ich fühlte mich durch die lautstarken Anfeuerungsrufe entlang der Strecke durch Freunden und Familie beflügelt. Aus unerklärlichen Gründen kam mir bei km 38 sogar kurzzeitig der Gedanke, wie es wohl wäre, wenn der Marathon nicht bei Kilometer 42,2 km zu Ende wäre… Dieser Gedanke war jedoch bei km 40 so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war und ich sehnte die Worte „You are an Ironman“ herbei. Die Gefühle auf den letzten 100 Metern vor der Ziellinie kann man wohl nicht beschreiben, die muss man einfach selbst erlebt haben. Soviel sei jedoch gesagt: Sie entschädigen dich für sämtliche Qualen und Schmerzen! Übrigens: Ich habe meine Zielzeit um 18 Minuten unterboten, doch das war und ist eigentlich irgendwie nebensächlich denn es war für mich ein einzigartiger und ganz besonderer Wettkampf, den ich wohl immer in Erinnerung behalten werde und von dessen Glücksgefühle ich noch lange zehren werde!
Rennen Michael
Meine Zielvorgabe war 1/4:50/3:15 und somit unter 9:15 ins Ziel. Mit etwas Glück sollte so auch ein Kona-Slot ergattert werden (in den letzten beiden Jahren brauchte man in der M30 9:11 für den letzten Slot). Als ich nach 1:02 dem Lendkanal entstieg war noch alles im grünen Bereich. Mit einem schnellen Wechsel sollte schon einiges der zwei Minuten Rückstand auf den Fahrplan reingeholt werden. Das klappte ganz gut und ich schwang mich auf mein Cervélo. Bis Rosegg überholte ich wie gewohnt Mitstreiter um Mitstreiter und ich fühlte mich wirklich gut. Der erste der mich überholte war Christoph Sumann. Gut, dass der am Rad eine ordentliche Pace anschlagen würde war mir klar. Ich überlegte auch keine Sekunde ob ich mich anhängen soll, da das einfach zu schnell war. Der nächste war Johannes Reiser von der Finisher-Saffel. Sein Tag war ja nur 90km lang und so fuhr ich weiter mein Tempo. Als mich dann der grüne Blitz in Form von Stefan Dullnig kurz vor dem Anstieg nach Egg streifte, war ich doch einigermaßen verdutzt. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet ihn schon so früh zu sehen. Man geht das Rennen im Vorfeld ja einige Male im Kopf durch und Stefan sollte nach meiner Schätzung erst ca. bei Lauf-km 10-15 an mir vorbeifliegen. Im Nachhinein betrachtet beging ich zu diesem Zeitpunkt einen schweren taktischen Fehler, welcher mein Rennen nachhaltig beeinflussen sollte. Ich kann nicht sagen warum ich nicht mitgefahren bin. Wahrscheinlich war ich einfach zu überrascht und habe den Moment verschlafen. Ich fühlte mich weiter gut und hatte subjektiv auch ordentlich Druck auf dem Pedal. Am Ende der ersten Runde standen 2:27 auf der Uhr. Was? Zwei Minuten langsamer als 2013? Das kann nicht sein! Am Beginn der zweiten Runde bildete sich um mich eine riesen Gruppe (ca. 40 Mann). Es fühlte sich an, als ob das Tempo einschlafen würde und weitere Zweifel machten sich breit. Dann kam mein persönliches Highlight des Ironman Austria 2014. Zum zweiten Mal am Anstieg nach Egg angekommen, setzte ich mich an die Spitze der Gruppe und fuhr mein Tempo bergauf. Oben angekommen, war niemand mehr im Rückspiegel zu sehen. Das Radtraining war also doch etwas wert! Der Nachteil war natürlich, dass ich die restlichen 60km wieder alleine unterwegs war. Als nach 180km 5:01 zu Buche standen (nur zwei Minuten schneller als mit Sturz und Patschen im Jahr zuvor), kam die große Ernüchterung und ich musste meine Ziele für den Marathon neu ordnen. Ich wollte versuchen die vorgenommene Laufzeit zu erreichen. Bis km 13 lief es ganz anständig, doch dann wurde ich sukzessive langsamer. Eine Kombination aus Kopf und Körper machte es mir unmöglich schneller als 5 min/km zu laufen. Am Ende erreichte ich in 9:42 das Ziel. Zwar wurde die bisherige Bestzeit um sieben Minuten verbessert, doch diese wurde, wie oben erwähnt, nicht ohne Probleme aufgestellt. Ich habe meine Ziele eindeutig selber beim Radfahren begraben, denn nach den Trainingsdaten und den Leistungen der Vorbereitungswettkämpfe hätten 4:50 drin sein müssen. Langdistanztriathlon ist kein Kindergeburtstag und schon gar kein Wunschkonzert. Ich habe zum ersten Mal am eigenen Leib zu spüren bekommen, dass es auf diesen Distanzen nicht nur auf bloße Watt auf dem Pedal sondern auch (zu mindestens 50%) auf Taktik und mentale Stärke ankommt. Das nächste Ziel ist mit dem Ironman 70.3 Zell am See bereits gesetzt. Dort sollte die, durch den strukturierten Trainingsplan, neu gewonnene Radstärke am Berg voll zur Geltung kommen. Bis zum 31. August möchte ich mit Hilfe von Trainer Herwig gezielt an der Laufleistung arbeiten und dieselben Fehler sicher nicht nochmal machen.
Eva Sommer & Michael Kerschenbauer