SPORTUNION-Urgestein Gunnar Prokop, unvergessliche Persönlichkeit des österreichischen Frauen-Handballs und Herz von Hypo NÖ, wurde heute von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in St. Pölten für sein Lebenswerk geehrt. Seit 1948 ist Prokop Mitglied der SPORTUNION, mit 16 hatte er innerhalb der Union St. Pölten eine Jugendgruppe aufgebaut, der Rest ist Geschichte. Gunnar Prokop: “Die SPORTUNION hat meinen Lebensstil geprägt.”
Ein spannendes Jahr für die SPORTUNION: Am 2. Mai 2025 feierte der Sportdachverband im Stephansdom sein 80-jähriges Jubiläum, am 11. Juli 2025 feierte Handball- und SPORTUNION-Legende Gunnar Prokop seinen 85. Geburtstag, am 4. November 2025 wurde er von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (Bild) für sein Lebenswerk geehrt. Von 1977 bis 2010 prägte Prokop den Frauen-Handball wie kaum ein anderer: Unter seiner Führung gewann Hypo NÖ 34 Meistertitel in Folge, erreichte zwölf Europacup-Finals und holte acht Champions-League-Trophäen. Damit ist der SPORTUNION-Klub bis heute der erfolgreichste Frauen-Handball-Verein Österreichs und wird nur von Spartak Kiew übertroffen. In den 1990er-Jahren war Hypo nahezu identisch mit dem österreichischen Frauen-Nationalteam, das Bronze bei der EM 1996 und der WM 1999 errang.

„Meine Mädels haben immer gewusst, wie ich bin“
Kaum jemand polarisierte so sehr wie er. Aufgrund seiner Trainingsmethoden – komplett neu im österreichischen Sport – und seines exzentrischen Auftretens war Prokop lange Zeit als “Schleifer” oder “Besessener” umstritten. Einmal philosophierte der Handballcoach sogar, dass man “die Madeln” mitunter “dressieren” statt “trainieren” müsse. Dass das mitunter in die falsche Kehle geraten könnte? “Das war mir immer wurscht”, erinnerte sich Prokop vor fünf Jahren in einem Zeitungsinterview mit den Niederösterreichischen Nachrichten. “Ich wollte erfolgreich sein, und meine Mädels haben immer gewusst, wie ich bin. 2019 war das Jubiläum vom ersten Europacupsieg mit Hypo. Da waren 25 meiner ehemaligen Spielerinnen bei mir in Annaberg zum Grillen. 25! So schlimm kann ich also nicht gewesen sein, sonst würden sie nicht alle kommen (lacht!).” Prokop weiter: “Ich war nur konsequent und habe durchgezogen, was ich mir vorgenommen habe.”
Was für Prokop Motivation bedeutet?
“Auf meinem Klo hängt ein Spruch. „Die Psyche lenkt die Motorik“, steht da drauf. In Sachen Physis und Trainingslehre habe ich mir in den 60iger-Jahren von meinem Bruder, der in der DDR lebte, Fachliteratur besorgt, die bei uns niemand hatte, und mir dadurch einen Vorteil verschafft. Mittlerweile gibt es auf diesem Gebiet ja keine Geheimnisse mehr. Der einzige Bereich, wo noch was geht, ist die Psyche. Und da wollte ich nie einen Fehler machen. Motivieren und vorangehen hab ich schon als Jugendlicher gut gekonnt. Das liegt mir im Blut.”
Keine Berge zu hoch für Prokop
Auch Jahrzehnte nach seinen größten Erfolgen bleibt „Mr. Hypo“, Mann der verstorbenen Innenministerin Liese Prokop und ehemaligen SPORTUNION-Präsidentin (1999 bis 2006; Bild), noch aktiv und blüht auch im Lebensherbst noch auf. Seit er seine Liebe für den Radsport entdeckt hat, ist er bereits rund 40 Mal auf den Großglockner gefahren, zwei Mal davon alleine im heurigen Jahr. „Früher habe ich meine Sportlerinnen im Training gequält, jetzt mich selbst.“ Beim Legendenspiel anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des ÖHB stand er zuletzt Seite an Seite mit weiteren Handball-Größen wie Andreas Dittert und Viktor Szilagyi – ein beeindruckendes Zeugnis dafür, dass seine Leidenschaft für den Sport ungebrochen ist.

Liebe zu Natur, Bewegung und Wettkampfdenken
Gunnar Prokop ist seit 1948 Mitglied der SPORTUNION. Seine Erinnerung an die ersten Jahre: “Meine Eltern haben meine Schwestern und mich zum Turnen in die Union St. Pölten geschickt. Wir haben an Landes-, an Staatsmeisterschaften teilgenommen, das ganze Programm. Am prägendsten war Fritz Wöll. Der hat uns als Turnlehrer-Legende der SPORTUNION die Liebe zur Natur und zur Bewegung, aber auch das Wettkampfdenken, die Leistungsorientierung, eine ganze Lebenseinstellung eingepflanzt. Unter anderem kann ich mich an eine gemeinsame Österreich-Rundfahrt erinnern. Gewohnt haben wir in einem Zelt ohne Boden. Und unterwegs waren wir mit 3-Gang-Rädern. Mit denen sind wir den Großglockner natürlich nicht raufgekommen. Runter haben wir auch schieben müssen, weil die Bremsen nach zwei, drei Kurven zu glühen begonnen haben.”
Der Start seiner Funktionärslaufbahn
“Ich habe innerhalb der Union St. Pölten schon mit 16 eine Jugendgruppe aufgebaut und in den Weihnachtsferien Skikurse für 30 Gleichaltrige auf entlegenen Hütten organisiert. Später hat ein Sektionsleiter für Leichtathletik gefehlt. Da wurde mir gesagt: Du studierst jetzt eh – das machst du. Wenig später habe ich in der Sensengasse ein Mädchen (Prokops spätere Frau Liese; Anm.) hochspringen gesehen – mit einem tollen Sprunggefühl. Sie hat mich dann ihrer Schwester (Maria Sykora; Anm.) vorgestellt, angeblich eine sagenhaft schnelle Läuferin. Ich habe sie 600 Meter rennen lassen, sie hat viel zu schnell begonnen, ist direkt vor mir nach 400 Metern stehen geblieben, ich habe sie angebrüllt: „Renn weiter!“ Den Juniorinnenrekord hat sie trotzdem unterboten.”
Einfluss der SPORTUNION auf Prokops Leben
1988 hatte Gunnar Prokop die „Auflösung der Dachverbände und die Zertrümmerung der BSO“ gefordert. In einem Interview mit sportunion.at relativierte SPORTUNION-Urgestein Prokop dann vor fünf Jahren seine Meinung von damals: “Vielleicht, weil ich einen besseren Einblick gewonnen habe, als Liese Präsidentin war. Wobei sich meine damalige Kritik auf den Spitzensport bezog, der heutzutage ja fast ausschließlich durch die Fachverbände betreut wird. Der Breiten- Gesundheits- und Jugendsport ist bei SPORTUNION & Co. bestens aufgehoben. Für mich hat die SPORTUNION meinen Lebensstil geprägt.” SPORTUNION-Präsident Peter McDonald würdigte die Lebensleistung Prokops: „Ohne Gunnar Prokop wäre die österreichische Sport-Landschaft eine komplett andere. Gunnar ist ein Vorbild für generationsübergreifenden Sportsgeist. Sein Engagement im Frauen-Handball, sein Einsatz für den Nachwuchs und seine langjährige Treue zur SPORTUNION machen ihn zu einer wahren Legende unseres Verbandes. Wir sind stolz, ihn in unserer Mitte zu haben.“

