Es ist Sonntagnachmittag, Ismail packt seine Sporttasche, kontrolliert seinen Coronatest und macht sich auf den Weg ins Training. Der junge Mann ist nicht nur Sportler, sondern hat auch Fluchterfahrung.
Endlich kann ich wieder mit meinen Freunden trainieren und sie treffen! Kein Vergleich zu den Onlinetrainings, die wir über den Winter und Frühling gemacht haben!«, berichtet der junge Athlet. »Obwohl die auch cool waren und ich mich mit meinen Freunden wenigstens digital messen konnte«, fügt er hinzu.
Ismail ist Teil eines Vereins, der am Projekt „BEYOND SPORT – SPORT HILFT! Soziale Verantwortung der Sportvereine 2020-2023“ teilnimmt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) gefördert und gemeinsam mit der ASKÖ und dem ASVÖ umgesetzt. Dabei steht die Integration von Geflüchteten, sowie von sozioökonomisch benachteiligten Kindern in und durch den Sport im Vordergrund.
Sport und sozialer Austausch
Der Verein ist für Menschen wie Ismail oft der einzige soziale Bezugspunkt zur österreichischen Gesellschaft. Er bietet ihnen Unterstützung und Halt, vor allem in Zeiten der Pandemie. »Die vergangenen Monate waren speziell für unsere sozial engagierten Vereine eine große Herausforderung«, weiß auch Johannes Dachler zu berichten. »Viele Vereine haben über die letzten Monate Onlinetrainings angeboten. Leider konnten nicht alle Menschen daran teilnehmen, oft fehlten schlichtweg die technischen Mittel«, so der Projektleiter von BEYOND SPORT weiter. »Umso wichtiger ist es, dass jetzt wieder gemeinsam gesportelt wird und so der wichtige soziale Austausch gelebt werden kann!«
Dass die Nachfrage an Sportangeboten auch für sozial schwächere Kinder steigt, zeigt sich darin, dass die SPORTUNION im Rahmen des Projekts, gemeinsam mit einigen Standorten gemeinnütziger Institutionen, sowie privaten Initiativen Trainings speziell für diese Zielgruppe anbietet. In den kostenlosen Nachmittagsprogrammen werden so auch Sporteinheiten von Vereinen und erfahrenen Übungsleitern angeboten. »Aus den unterschiedlichsten Gründen, sei es, weil sie es sich nicht leisten können oder weil Sport in ihrer Familie keine große Rolle spielt, kommen die Kinder so das erste Mal mit dem organisierten Sport in Berührung!«, erklärt Dachler. »Es kommt dann nicht selten vor, dass der Funke überspringt und die Kinder auch den Weg in die Vereinstrainings finden. So können unsere Vereine von ihrem sozialen Engagement profitieren!«
Aktuelle Herausforderungen
Um auf die sich ändernden Vorzeichen reagieren zu können, fand im Rahmen des Projekts der verbandsübergreifender Vereinsworkshop „Soziale Verantwortung im Sport – aktuelle Herausforderungen“ statt. Die Vereine berichten zwar von neuen Problematiken, wie der Schließung von einigen Betreuungseinrichtungen für Geflüchtete und die damit einhergehenden Schwierigkeiten in der Aufrechterhaltung des Kontakts, beteuern aber, dass ihr soziales Engagement wichtiger denn je geworden sei!
Seit Ende Mai trainiert Ismail wieder draußen am Platz. »Hast du deinen Coronatest dabei?«, fragt seine Trainerin. Stolz zeigt er sein negatives Ergebnis und läuft zu seinen Freunden auf das Spielfeld. Auch zur Kontrolle der Pandemie kann der Sport somit einen wichtigen Beitrag leisten.
Ein Artikel von Johannes Dachler