Am 8. März 2025 wird weltweit der Internationale Frauentag begangen. Das SPORTUNION-Magazin “Sporttimes” nimmt diesen Anlass zum Anlass, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und mit Spitzenpolitikerinnen, Funktionärinnen und Sportlerinnen über Gleichberechtigung zu sprechen. Wo stehen wir heute? Welche Fortschritte wurden erzielt, und wo gibt es noch Handlungsbedarf? Die Ergebnisse zeigen: Es gibt positive Entwicklungen, aber der Weg zu echter Gleichstellung ist noch lang.
Trotz vieler Fortschritte bleiben Frauen in vielen Lebensbereichen benachteiligt. So klafft z.B. die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen weiterhin auseinander:
- Frauen verdienen in Österreich durchschnittlich 12,5 % weniger als Männer.
- Das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen beträgt 25.704 Euro für Frauen, während Männer auf 39.355 Euro kommen.
- Obwohl Frauen 48,4 % der unselbstständig Beschäftigten stellen, sind nur 32,9 % der Führungspositionen mit Frauen besetzt. (Quelle: Statistik Austria, 2022)
Diese Ungleichheit ist kein lokales Phänomen: Weltweit verdienen Frauen durchschnittlich 20 % weniger als Männer. Zudem leisten sie laut UN-Studien rund 2,5-mal so viel unbezahlte Care-Arbeit – sei es in der Kinderbetreuung, im Haushalt oder in der Pflege.
Mehr Frauen in Führungspositionen des Sports
Doch es gibt auch positive Entwicklungen: Gerade im Sport ist das Engagement für mehr weibliche Beteiligung in den letzten Jahren gestiegen. “Die SPORTUNION hat den Anteil weiblicher Ehrenamtlicher erhöht, ebenso wie die Zahl weiblicher Mitglieder in unseren Vereinen”, erklärt SPORTUNION-Österreich-Präsident Peter McDonald. “Diversität verbessert Entscheidungen – und mehr Frauen in Führungsgremien bedeuten bessere Arbeit für unsere Vereine.”
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Mehr Frauen braucht der Sport
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Vorbildfunktion weiblicher Vorstandsmitglieder
Bereits seit Jahren sind Frauen in Spitzenpositionen der SPORTUNION vertreten. Dabei stehen nicht Geschlecht, sondern Qualifikation im Vordergrund. Zu den prägenden Frauen im Verband zählen u. a. Karin Ofner (Burgenland), Michaela Eva Bartel (Salzburg) und Dagmar Schmidt (Wien), die Vizepräsidentinnen Karoline Edtstadler, Michaela Huber und Beate Taylor sowie Vorstandsmitglied Pamela Forster.
Der überwiegende Teil der Familien- und Care-Arbeit wird nach wie vor von Frauen erledigt, da bleibt oft weniger Zeit, um sich zusätzlich auch noch in einem Sportverein zu engagieren. Wir müssen daran arbeiten, diese Leistungen fairer zu verteilen, dann bin ich überzeugt, steigt auch die Zahl der Vereinsfunktionärinnen. Und natürlich kann da auch die Politik einen Beitrag leisten, in dem wir die Rahmenbedingungen für Familien verbessern und beispielsweise die Kinderbetreuung intensiv ausbauen
Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau Niederösterreich
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Frauenanteil in Vereinen weiter niedrig
Zwar sind drei von neun Präsidenten, 33 Prozent der Vizepräsidenten bzw. Vizepräsidentinnen sowie 32 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich und der Anteil der Voll- und Teilzeitangestellten innerhalb der SPORTUNION liegt mit 56:44 zugunsten der Frauen – in den Vereinen liegt die Quote allerdings wesentlich tiefer: Nur 16 Prozent der Leitungsorgane und 28 Prozent der Vereinsfunktionäre sind weiblichen Geschlechts. Xxx, so Toril Jones, stellvertretende SPORTUNION-Generalsekretärin und Leiterin der SPORTUNION Österreich-Finanzabteilung.
Profisport: Ein ungleiches Spielfeld
Aber nicht nur auf Verein- bzw. Verbandsebene herrscht in Sachen Gleichberechtigung noch Nachholbedarf. Auch im Profisport ist der Gender-Pay-Gap (Abstand zwischen dem Gehalt der Männer und Frauen) riesengroß. Zwar gibt es punktuell positive Beispiele wie den Tennissport. So waren etwa die US Open ihrer Zeit voraus: Seit 1973 gibt es in New York (seinerzeit auf Druck von Billie Jean King; Anm.) das gleiche Preisgeld für Damen und Herren. Zum Vergleich: Wimbledon führte erst 2007 als letztes Grand Slam-Turnier das gleiche Preisgeld ein. Doch insgesamt hinken Frauen in puncto Medienpräsenz und Sponsorengelder hinterher:
- Nur 1 % der weltweiten Sportsponsoring-Gelder geht an Frauen.
- Die Berichterstattung über Frauensport macht lediglich 4 bis 10 % der gesamten Sportberichterstattung aus.
- In Österreich liegt der Anteil der Sportberichterstattung, die sich explizit Frauen widmet, bei nur 14 %.
Frauen sollten nach ihren Erfolgen beurteilt werden und nicht nach ihrem Aussehen. Frauen bekommen auch immer noch nicht die mediale Plattform bekommen, die sie verdient hätten. Es braucht beispielsweise mehr Frauensport im Fernsehen. In meiner Wahlheimat Australien funktioniert das schon relativ gut. In Österreich hingegen gibt es da schon noch Nachholbedarf
Barbara Schett, Ex-Tennisprofi
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Strukturelle Barrieren abbauen
In Bezug auf die Präsenz von Frauen in Sportvereinen ist man in Österreich ebenfalls noch längst nicht da, wo man perspektivisch hin will. Dass der Weg noch ein weiter ist und Frauen die Geschwindigkeit dieser Entwicklung nicht alleine in ihrer Hand haben, kommt dabei erschwerend hinzu, wie sowohl die SPORTUNION Salzburg-Präsidentin Michaela Eva Bartel als auch die Präsidentinnen von SPORTUNION Burgenland Karin Ofner und Dagmar Schmidt, Präsidentin von SPORTUNION Wien betonen.
3 Präsidentinnen, 1 Linie
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Es ist entscheidend, den Frauensport sichtbarer zu machen. Laut einer aktuellen Studie werden nur 19 % der Sportberichte Frauen und ihren Leistungen gewidmet. Gerade der Frauensport verdient besondere Aufmerksamkeit, denn er inspiriert, stärkt und zeigt, dass Frauen in jeder Sportart Großes leisten können. Wir brauchen mehr Sichtbarkeit, mehr Förderung und vor allem mehr junge Mädchen, die den Mut haben, ihren sportlichen Weg zu gehen
Dagmar Schmidt
SPORTUNION Wien-Präsidentin
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Frauen im Sport verdienen mehr Sichtbarkeit und Anerkennung für ihre Leistungen. Sie sind Vorbilder und Veränderungstreiberinnen. Die SPORTUNION Burgenland setzt sich dafür ein, dass Frauen auf allen Ebenen die Unterstützung und Sichtbarkeit erhalten, die ihnen zustehen. Vielfalt und Chancengleichheit sind der Schlüssel zu einer starken und zukunftsfähigen Gesellschaft.
Karin Ofner
SPORTUNION Burgenland-Präsidentin
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Damit Frauen mehr Zeit für den Sport aufwenden können, braucht es moderne Männer, die gleichberechtigt ihren Beitrag im Haushalt und Familienleben leisten! Es sind nicht vorrangig Frauen, die sich ändern müssen, sondern das Umfeld, damit sich Frauen gleichberechtigt im Sport einbringen können
Michaela Eva Bartel
SPORTUNION Salzburg-Präsidentin
Frauen in der Wirtschaft: Langsamer Wandel
Ein Blick in die Wirtschaft zeigt ähnliche Muster: Der “Frauen.Management.Report 2024” der Arbeiterkammer zeigt, dass ohne verbindliche Zielvorgaben nur langsame Fortschritte zu verzeichnen sind. 2024 waren nur 26,8 % der Aufsichtsratsmandate in den umsatzstärksten 200 Unternehmen mit Frauen besetzt. In den Geschäftsführungen lag der Anteil sogar nur bei 12,2 %. Immerhin zeigen gesetzliche Quoten Wirkung: In den betroffenen Unternehmen stieg der Frauenanteil in den Aufsichtsräten von 16,1 % (2017) auf 36,5 % (2024). In Unternehmen ohne gesetzliche Quote liegt der Anstieg jedoch nur bei 20,3 %.
Wissen und Sichtbarkeit sind zwei Themen, die immer wieder in Bezug auf die Stärkung des Frauensports genannt werden. Wir müssen dabei darauf achten, dass wir auch mehr Geschichten über Heldinnen zeigen. Es geht aber nicht nur um die Medien, es kann jeder und jede in seinem oder ihrem Umfeld etwas dafür tun und einfach das Thema ansprechen und zur Diskussion bringen
Magdalena Lobnig, Olympia-Medaillengewinnerin
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Mehr Frauen in Führungspositionen
Für immer mehr Unternehmen ist eine ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in allen Unternehmensbereichen, und auch in Führungs- und Entscheidungspositionen wichtig: Nicht nur, um entsprechende Vorgaben zu erfüllen, sondern auch, weil der Unternehmenserfolg durch diversere Besetzungen gestützt wird. Zahlreiche Projekte und Initiativen unterstützen dieses Anliegen. Wie aber kann ein höherer Frauenanteil in Führungspositionen erreicht werden? Antworten auf Fragen wie diese sowie praktische Tipps und Ansatzmöglichkeiten für Unternehmen, ihre Frauenanteile zu erhöhen, liefert u.a. das vom Bundeskanzleramt im Zeitraum zwischen 2013 und 2015 koordinierte Projekt “Frauen führen”.
Toolbox für Gleichberechtigung
Ziel des Projekts war es, den Anteil von Frauen in Führungs- und Entscheidungspositionen in Unternehmen zu erhöhen. Dazu wurden Rahmenbedingungen analysiert und über 50 Praxisbeispiele aus österreichischen Unternehmen gesammelt. Im Jahr 2023 wurden die Maßnahmenbeispiele grundlegend überarbeitet und aktualisiert. Die daraus entstandene Toolbox dient als Handreichung für Unternehmen, Personal- und Diversity-Verantwortliche sowie Betriebsrätinnen, um eine gleichberechtigte Führungsverantwortung zu fördern
Nicht nur im Sport, sondern ganz generell sind Frauen in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Immer noch erschweren traditionelle Rollenbilder und gesellschaftliche Erwartungen auch den Frauen den Alltag, die den Schritt in leitende Positionen bereits gewagt haben. Daher braucht es nach wie vor weibliche Vorbilder in Spitzenpositionen, die anderen Frauen Mut machen und es ist unsere gesellschaftliche, aber auch politische Verantwortung, diese Frauen auch ausreichend sichtbar zu machen
Karoline Edtstadler, SPORTUNION-Vizepräsidentin, Landeshauptfrau von Salzburg
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