Die Corona-Pandemie stellt den Sport in all seinen Facetten vor große Herausforderungen. Denn nicht nur der organisierte Sport mit all seinen Vereinen und Verbänden leidet, sondern auch kommerzielle Fitness- und Gesundheitsdienstleister und nicht zu unterschätzen: Jeder und jede Einzelne – insbesondere die Kinder und Jugendlichen.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, welche positiven Effekte Sport auf die Gesundheit – insbesondere die durch die Pandemie mit all ihren Lockdowns und Veränderungen strapazierte Psyche – haben kann. Wir werden sehen, dass Sport daher nicht Teil des Problems sein muss, sondern eher Teil der Lösung sein kann.
Schwierige Zeiten – wie die Corona-Pandemie – belasten die Psyche: Sport kann helfen!
Werfen wir einen Blick auf die österreichischen Empfehlungen für gesundheitsfördernde Bewegung des Fonds Gesundes Österreich wird eines klar: Regelmäßige Bewegung und Sport helfen uns auch in der Pandemie! Oder besser: Gerade dann!
Bewegung und Sport wirken sich nämlich in vielerlei Hinsicht positiv auf unseren gesamten Körper und unsere Gesundheit aus. Auch unsere Psyche und das Nervensystem profitiert.
Regelmäßige Bewegung…
- steigert die Kognitive Funktion,
- verbessert die Lebensqualität
- trägt zu gutem Schlaf bei,
- senkt das Risiko für Demenzerkrankungen,
- vermindert Gefühle der Angst und Depressivität und
- außerdem treten bei Menschen, die sich ausreichend bewegen, generell weniger Depressionen oder depressive Verstimmungen auf.
Hinzu kommen noch zahlreiche positive Effekte auf den Körper und eine verminderte Wahrscheinlichkeit, an diversen Krankheiten zu leiden.
Die Liste lässt sich sogar noch fortsetzen. Durch regelmäßige Bewegung…
- werden die Fähigkeit, Faktenwissen wiederzugeben,
- exekutive Funktionen (Handlungsroutinen kontrollieren können, Arbeitsgedächtnis, Kategorien bilden können, kognitive Flexibilität)
- und die Schlafqualität (Konsolidierung des Gedächtnisses) verbessert.
Personen mit hohem Bewegungsumfang in der Freizeit, wie z.B. regelmäßigem schnellem Gehen, weisen generell ein geringeres Risiko für eine kognitive Beeinträchtigung und eine höhere Lebensqualität im Alter auf (Physical Activity Guidelines Advisory Committee, 2018).
Damit sich ein Wohlbefinden nach dem Sport einstellt ist es wichtig, dass die Sportausübung entsprechend auf das eigene Fitnesslevel angepasst wird. Stichwort: Fordern, aber nicht überfordern! Außerdem ist in diesem Zusammenhang ein vielfältiges Angebot wichtig, damit sich jede Person darin wiederfinden kann.
Sobald wieder möglich, finden Interessierte dieses Angebot unserer Vereine unter: sportunion.at/sport-angebote – aktuell auch befüllt mit Online-Angeboten, die in der Krise ein brauchbarer Ersatz für vor Ort Trainings geworden sind. Nicht umsonst ist Online-Training laut American College of Sports Medicine 2021 der Nummer 1 Fitnesstrend weltweit – dich gefolgt von Wearables (Smartwatches, etc.) und Bodyweight Training (Training mit dem eigenen Körpergewicht).
Sport für Kinder und Jugendliche besonders wichtig
Dass sich zum Beispiel insbesondere die Gruppe der Kinder und Jugendlichen die Rückkehr zu regelmäßigem Sport sehnsüchtig wünscht, geht aus einer aktuellen Studie des österreichischen Instituts für Jugendkulturforschung hervor.
Freunde und Freundinnen treffen, outdoor aktiv sein und zwischendurch so richtig gemütlich chillen ist das, was 11- bis 17-Jährige in Sachen Freizeitgestaltung im Lockdown am liebsten tun. 82% sehnen sich nach gemeinsamen Unternehmungen mit ihren Freunden und Freundinnen. Sport und Fitnesstraining wird von immerhin 41% der 11- bis 17-Jährigen als eine Freizeitbeschäftigung, die sie besonders gerne ausüben, genannt. Rund ein Drittel der Kids und Teens (30%) nennt Sport und Bewegung sogar als ihre allerliebste Freizeitbeschäftigung im Lockdown.
„In Zeiten der Corona-Pandemie gilt mehr denn je: Freizeit macht nicht nur Spaß, sie hilft uns auch, unsere Batterien wieder aufzuladen, um den Belastungen des Alltags standzuhalten“
Studienautorin Beate Großegger
Im Kinder und Jugendalter hat Bewegung herausragende Bedeutung für eine optimale Entwicklung der Heranwachsenden. Wenn der Sport und die Bewegung also nicht möglich sind, widerspricht das ihrem natürlichen Bewegungsdrang und es kommt zu negativen Auswirkungen wie zum Beispiel der Verlust vertrauter Umgebungen und Routinen, Abnahme von sozialen Interaktionen, keine Lerngelegenheiten und der damit verbundenen Persönlichkeitsentwicklung.
Kinder mit sportaffinen Eltern haben es leichter ihrem Bewegungsdrang nachzukommen. Der soziale Hintergrund spielt eine wesentliche Rolle bei der Frage, ob Kinder sich in ihrer dazu gewonnen Freizeit bewegen oder nicht.
Offen ist noch, welche langfristigen Auswirkungen die Corona-Pandemie auf das Bewegungsverhalten der Kinder darstellen wird. Kinder müssen in Bewegung gehalten werden und bei der Sportausübung unterstütz werden, da während der Pandemie die organisierte Bewegungszeit für Kinder fehlt.
Dementsprechend ist eine rasche Ermöglichung von organisiertem Sporttreiben kritisch wichtig für die gesunde Entwicklung unseres Nachwuchses und sollte neben dem Funktionieren des Gesundheitssystems auch in der Krise oberste Priorität haben!
Mehr Bewegung für unsere Kinder und Jugendlichen nach der Krise sicherstellen!
Die Österr. Empfehlungen für gesundheitsfördernde Bewegung sagen uns, dass Kinder und Jugendliche eine Stunde pro Tag körperlich aktiv sein sollten, um ihren Körper und Geist gesund zu halten.
Das schaffen leider nur die wenigsten – rund 20 % bei den jüngeren Kindern, nur noch 10 % bei den Jugendlichen.
Zusätzliche Turnstunden, bis hin zur täglichen Turnstunde würden daher einen Beitrag dazu leisten, dass mehr Kinder, die Bewegungsempfehlungen erfüllen und so auch ihrer Gesundheit und geistigen Leistungsfähigkeit etwas Gutes tun. Außerdem wirken sich Bewegung und Sport auch positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung aus. Als SPORTUNION leisten wir hier mit unseren Bewegungscoaches zumindest in den meisten burgenländischen Volksschulen schon einen Beitrag dazu, indem wir gemeinsam mit den anderen Dachverbänden eine zusätzliche Turnstunde pro Woche realisieren.
Hier wäre wünschenswert, dass alle Schulen mitmachen und genügend Mittel zur Verfügung gestellt werden, um diesen auch eine tatsächliche tägliche Turnstunde zu ermöglichen. Auch die Neurobiologie in Person von Prof. Dr. Gerald Hüther, Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung unterstützt das verstärkte Bemühen um sportliche Aktivität im Kindes- und Jugendalter:
Wir haben Kinder in eine Situation gebracht, in der sie sich selbst zwingen müssen, ihre lebendigsten Bedürfnisse zu unterdrücken. Sonst könnten sie die Regeln und Maßnahmen nicht einhalten. Die dabei im Gehirn entstandenen Strukturen werden nicht einfach wieder abgebaut, wenn die Corona-Krise vorbei ist. Die Freude am sich bewegen, an Sport und Spiel ist dann erst einmal weg. Es wird schwierig sein, diese unterdrückte Lebendigkeit wieder neu zu erwecken. Dem Sport kommt dabei eine enorm hohe Bedeutung zu, Unterrichtsausfall lässt sich nachholen, verloren gegangenes Interesse an sportlicher Betätigung nicht.
Weitere Informationen und Statements unter anderen von Felix Gottwald zur Wichtigkeit von Sport findest du in diesem Artikel zum Zukunftstalk “Sport trifft Wissenschaft”.
Während des Lockdowns bieten unsere Bewegungscoaches übrigens auch wieder Online-Turnstunden für die Volksschüler an.