Frau im Ehrenamt: Karin Jaros Obfrau SPORTUNION Leopoldau

Karin Jaros

»Es geht viel um Anerkennung!«

Karina Jaros ist ein wahres Urgestein der SPORTUNION Leopoldau. Seit fast 60 Jahren ist die Wienerin schon beim Verein dabei, seit 2009 auch dessen Obfrau. In dieser Zeit hat Jaros einiges bewegt. Vor allem hinsichtlich Inklusion und Integration. Im Interview spricht sie über ihre Anfänge, die
Zukunft und warum das Ehrenamt mehr Anerkennung bräuchte.

Sporttimes: Du bist bereits seit 1967 bei der SPORTUNION Leopoldau. Wie bist du damals dazugekommen?
Karina Jaros: Ich war damals fünf Jahre alt und wir sind vom 23. Bezirk in die Großfeldsiedlung übersiedelt. Wir waren vier Kinder und meine Mutter hat etwas gesucht, womit sie uns beschäftigen kann. Das Einzige, was es gab, war die SPORTUNION Leopoldau. Da ist sie mit uns hingestapft und hat gefragt, ob sie uns zum Turnen schicken darf. Der damalige Obmann hat gesagt: „Madl, wenn du auch dableibst, dann können sie turnen!“ So ist meine Mutter als Vorturnerin geblieben und wir vier Kinder sind mit hineingewachsen.

Und du bist seit damals durchgehend dabei oder gab’s auch mal eine Pause?
Nein, ich bin seit 1967 immer dabei. Zuerst habe ich selbst geturnt, dann vorgeturnt, dann Tanz geleitet und jetzt bin ich bei meinem Steckenpferd angelangt: Dem Turnen mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Oder wie ich sage: Meine Handicap-Leute.

Ihr setzt euch generell stark für Inklusion ein. Was habt ihr schon gemacht und was ist noch geplant?
Wir machen schon seit zehn Jahren eine gemeinsame Sommersport-Woche. Da sind Kinder zwischen 6 und 14 Jahren und Erwachsene Handicap-Menschen zusammen. Wir waren heuer 67 Personen und das Schöne war, dass wir immer die erste Sportstunde des Tages gemeinsam verbracht haben. So wird das Zusammenleben zur Selbstverständlichkeit. Das ist für uns ein Riesen-Meilenstein! Neben Inklusion ist mir aber auch Integration total wichtig: Ich will auf die anderen zugehen und sie aktiv im Verein einbinden.

»Neben Inklusion ist mir aber auch Integration total wichtig: Ich will auf die anderen zugehen und sie aktiv im Verein einbinden.«

Seit wann bist du Obfrau und wie lange hast du noch geplant, ganz vorne zu stehen?
Seit 2009. Wie lange ich es noch mache, muss man schauen. Ich tue so gut ich kann und halte meine Augen immer offen (lacht). Ich fördere auch den Nachwuchs sehr und hoffe, dass er eines Tages dann übernimmt.

Ihr habt ja schon einige Junge bei euch im Vorstand.
Genau. Das ist die „Next Generation“. Ich bin froh, dass wir sie schon im Vorstand haben. Wir sind zwar bald mal 80 Jahre alt, aber kein „alter“ Verein. Ob sie dann tatsächlich bereits 2027 übernehmen, weiß ich nicht.

Bei vielen Vereinen stellt sich aber schon die Problematik, dass zu wenig Junge in den Vorstand bzw. generell ins Ehrenamt nachdrängen. Wie siehst du das?
Ja, es wird schon immer schwieriger, Junge für das Ehrenamt zu begeistern. Unsere Gesellschaft ist leider so geworden, dass man für alles Geld haben will. Dabei wäre es so eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Wir können die Freude nur vorleben und hoffen, dass sie viele Junge auch so spüren.

Man muss aber fairerweise sagen, dass die Jungen heutzutage mehr Möglichkeiten haben.
Absolut. Es ist alles viel breiter gestreut und auch alles viel schnelllebiger. Es bleibt kaum jemand noch lange irgendwo. Ich sehe den enormen Wechsel auch bei den Helfer:innen. Ich will aber keinen auf Zwang halten. Es muss Freude machen.

Muss man vielleicht auch Anreize schaffen, damit das Ehrenamt attraktiver wird?
Es geht hier auch viel um Anerkennung, die du aber nicht direkt bekommst. Oder nur sehr selten. Wenn es mehr öffentliche Anerkennung gäbe, würde es auch mehr ins Bewusstsein der jungen Menschen kommen.

Das Ehrenamt frisst auch viel Zeit. Wie geht sich das alles bei dir aus?
Es geht sich eh nicht aus (lacht). Ich war ja bis dieses Jahr noch Sonderschullehrerin und habe versucht, immer gleich nach der Schule etwas für den Verein zu machen. Ich hatte das Gefühl, ich werde nie fertig. Ich war eine kurze Zeit auch im Vorstand der SPORTUNION Wien, aber das war dann nicht mehr zu schaffen. Jetzt hoffe ich, dass ich in der Pension mehr Zeit habe.

»Unsere Gesellschaft ist leider so geworden, dass man für alles Geld haben will. Dabei wäre das Ehrenamt so eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.«
RHY Trainerinnen mit Ka

Eines der Steckenpferde der SPORTUNION Leopoldau: Die Rhythmische Gymnastik, wo die Leopoldauer Gymnastinnen regelmäßig Top-Leistungen zeigen.

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