Eine Frage der Ehre

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Der gesellschaftliche Wandel macht es zunehmend schwieriger, Menschen für freiwillige Tätigkeiten im Sport zu begeistern. Zum Teil haben es die Vereine selbst in der Hand, den Ball ins Rollen zu bringen. Die Politik aber müsse sich der Bedeutung des Ehrenamts bewusst werden, es schätzen und honorieren, meint SPORTUNION-Präsident Peter McDonald.

Die Individualisierung der Gesellschaft gilt als einer der zentralen Megatrends des 21. Jahrhunderts. Kein Beinbruch, bedeutet dieses Kulturprinzip der westlichen Welt doch vereinfacht gesprochen: die Freiheit der Wahl. Die komplexen Auswirkungen einer individualisierten Gesellschaft bringen aber auch Heraus­forderungen mit sich. Für Sportvereine zum Beispiel, deren Existenz­grundlage auf dem Streben nach Teilhabe und Gemeinschaft fußt. Zumindest auf den ersten Blick ein Widerspruch zur Individualisierungs-Dynamik.

An Österreich schien diese Entwicklung lange Zeit einigermaßen spurlos vorüberzugehen. 2016 gaben 31 Prozent der erwachsenen Bevölkerung an, in einem Verein oder einer Organisation ehrenamtlich tätig zu sein. Die meisten übrigens im Bereich Sport und Bewegung – 8 %. Was in absoluten Zahlen 576.000 ehrenamtlich Tätigen entspricht (374.000 Männer, 202.000 Frauen). Mehr als noch 2012 und 2006. Leicht rück­läufig ist hingegen die Zahl der für das Ehrenamt auf­gewendeten Minuten pro Woche – rund 2,2 Millionen. Alles in allem eine solide Basis für ein lebendige Sport­vereinskultur.

Und trotzdem gaben bei einer 2018 durchgeführten Vereinsbefragung der SPORTUNION Österreich 34 % der Funktionärinnen und Funktionäre an, Unterstützung bei der Gewinnung ehrenamtlicher Funktionsträger zu benötigen. Zumal die Motive für die Übernahme unentgeltlicher Tätigkeiten im Wandel begriffen sind. Stellte man sich früher aus purer Uneigennützigkeit ohne zeitliche Limitierung in den Dienst der guten Sache, motiviert heutzutage vermehrt die Aussicht auf Selbstverwirklichung und das Aufbauen sozialer Netzwerke. Eine Bindung wird häufig temporär bzw. projektbezogen eingegangen. Durchaus legitim, weil sich auch so viel bewirken lässt.

Dennoch braucht es Konzepte und Maßnahmen, die sich zum Ziel setzen, die Strahlkraft des Ehrenamts weiter zu erhöhen. Einen Teil der Lösung haben die Vereine selbst in der Hand. Indem man sich intensiv mit vier Fragen beschäftigt: Welche Art von Verein wollen wir sein? Welche Ziele verfolgen wir? Wie gehen wir miteinander um? Und: Wie schaffen wir ein starkes Gefühl des Miteinanders? Was den Ball mit Sicherheit ins Rollen bringt: ein Klima der Loyalität, des Engagements und der Wertschätzung sowie Verständnis für andere Meinungen.

Signale von außen könnten allerdings vor allem die Motivation junger Menschen anstacheln, Akzente zu setzen, die dem Gemeinwohl dienen. So sieht es auch SPORTUNION-Präsident Peter McDonald: „Die über 2,2 Millionen Menschen, die sich in Österreich ehrenamtlich engagieren, sind längst Teil unserer Lebenskultur geworden. Viele Bereiche würden ohne sie gar nicht mehr funktionieren. Der Breiten- und Jugendsport in den Vereinen zählt in jedem Fall dazu. Wir als SPORTUNION sehen uns auch bei diesem Thema als Augen­öffner für die Politik. Damit endlich erkannt und honoriert wird, welche Leistung hier erbracht wird. Politiker lieben es, sich mit Stars wie Marcel Hirscher ablichten zu lassen. Für mich aber sind das die wahren Helden im Sport: Menschen, die neben Beruf und Familie in ihrer Freizeit Kindern und Jugendlichen Bewegungserlebnisse ermöglichen.“

Was die Wertschätzung und Sichtbarmachung ihrer Ehrenamtlichen anbelangt, geht die SPORTUNION längst mit gutem Beispiel voran. Die Bundes­organisation vergibt den Elke-Sobotka-Preis für den Funktionärsnachwuchs sowie das Ehrenzeichen in Gold, die Landesver­bände huldigen den Freiwilligen mit Ehren­zeichen in Silber und Gold, aber auch mit Spezialpreisen wie „Stiller Held“ (OÖ), Social Award (Salzburg), Jugendförderpreis (Burgenland), dem Glanz­leitungspreis (Tirol) und anderen mehr.

Die Verwaltungsträger hinken da noch ein wenig hinterher. Der 2017 geschaffene (und bis dato wenig bekannte) Freiwilligen-Nachweis des Sozialministeriums kann für Präsident Peter McDonald nur ein erster Schritt sein. »Ein Ehrenamt-Gütesiegel, das den zeitlichen Umfang, die Einsatzgebiete, erworbene Kompetenzen und allfällige Fortbildungen bescheinigt und bei Arbeitgebern Anerkennung findet, ist für mich der nächste logische Schritt. Es ist aber auch ein Muss, Ehrenamtliche in Haftungsfragen rechtlich abzu­sichern und Mitgliedschaften in Sport­vereinen steuerlich absetzbar zu machen. Die Politik ist aufgerufen, Anreize zu schaffen, um die Begeisterung der Freiwilligen hoch zu halten, aber auch künftigen Generationen die Übernahme freiwilliger Verantwortung schmackhaft zu machen. Denn diese Ehrenamtlichen sind es, die hierzulande einen großen Teil zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen.«

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