Anlässlich des Internationalen Tags der Kinderrechte (20.11.2024) stellen wir uns einmal mehr die Fragen: Wie sicher sind unsere Kinder und Jugendlichen in Sportvereinen? Wie reagieren wir auf Mobbing, Herabwürdigen, Beschimpfen, Verspotten, Bloßstellen, Drohen, Erpressen und Stalking? An wen kann man sich als Kind, Jugendlicher, Elternteil oder Trainer:in wenden, sollte es Fragen, Unklarheiten oder sogar Vorfälle geben? Und: Welchem Handlungsleitfaden ist zu folgen, sollte sogar Gefahr in Verzug sein? Die wichtigsten Ansprechpartner sind die Kinder- und Jugendschutzbeauftragten in den Bundesländern. Mit dem Kinder- und Jugendschutzkonzept der SPORTUNION verfügen sie über ein wirksames Maßnahmenpaket, das sie gezielt anwenden können.
Kinder- und Jugendschutzkonzept
Anlässlich des Internationalen Tags der Kinderrechte (20.11.2024) möchte die SPORTUNION auf das umfangreiche Unterstützungsangebot in den Landesverbänden sowie die kürzlich veröffentlichte Toolbox – mit Vorlagen und Fragebögen für eine Bestands- und Risikoanalyse sowie Fall- und Beschwerdemanagement – aufmerksam machen. Eine zentrale Maßnahme im Kinder- und Jugendschutzkonzept der SPORTUNION war die Etablierung von Kinder- und Jugendschutzbeauftragten (KJS-B) in allen Landesverbänden. Ihre Kernaufgabe ist dabei, die zuständigen Personen in den Sportvereinen bei der Umsetzung von präventiven Maßnahmen bestmöglich zu unterstützen: Wie wird die Toolbox – für die Umsetzung von präventiven Maßnahmen auf Vereinsebene auf der SPORTUNION-Website eingerichtet – angewandt? An wen kann man sich wenden, sollte es Fragen, Unklarheiten oder sogar Vorfälle geben? Was ist zu tun, wenn sogar Gefahr in Verzug ist?
KidsRights Index: Österreich unter den Top Ten
Wie weltweit mit den Kinderrechten u.a. auf Sport, Freizeit und Bewegung umgegangen wird, bewertet alljährlich der KidsRights Index – ein globaler Ranking-Index, der die Umsetzung der Kinderrechte in verschiedenen Ländern vergleicht. Jedes Jahr untersucht der Index rund 190 Länder in fünf zentralen Bereichen: das Recht auf Leben, Gesundheit, Bildung, Schutz sowie der Förderung der Kinderrechte. Peter McDonald zeigt sich erfreut: „Österreich konnte sich im aktuellen Ranking von Platz 11 auf Platz 10 verbessern und zählt damit weltweit zu den zehn kinderfreundlichsten Ländern.”
Kinder- und Jugendschutz-Beauftragte
Die Kinder- und Jugendschutzbeauftragten in den Landesverbänden sind als zentrale Ansprechpartner im Bereich Kinder- und Jugendschutz tätig. McDonald: “Sie haben eine zweiteilige Weiterbildung bei der möwe, einer anerkannten Fachstelle für Kinder- und Jugendschutz, absolviert. Außerdem sind sie in ihrem Dienstvertrag weisungsfrei gestellt, was bedeutet, dass sie unabhängig arbeiten können, um sicherzustellen, dass sämtliche Anliegen in Bezug auf Kinder- und Jugendschutz professionell und diskret behandelt werden.” Die Kinder- und Jugendschutzbeauftragten folgen einem gemeinsam ausgearbeiteten Handlungsleitfaden, sobald die Meldung eines Verdachts erfolgt.
Wichtige präventive Maßnahme: Ansprechpersonen auf Vereinsebene
Sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene benötigt es auch auf Vereinsebene Erwachsene, die als Ansprech- und Vertrauensperson den Vereinsmitgliedern (insbesondere den Kindern und Jugendlichen) zur Verfügung stehen. Sie sollen jede Meldung stets neutral und vertraulich behandeln, dokumentieren und an entsprechende Expert:innen weiterleiten. Eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit mit den Kinder- und Jugendschutzbeauftragten im Landesverband und die digitalen Materialien auf der SU-Website (Toolbox), die laufend ergänzt werden, sollen ihre wertvolle Aufgabe dabei effektiv unterstützen.
Was passiert aber bei einer Meldung?
Wird ein Verdacht an eine Kinder- und Jugendschutzbeauftragte gemeldet, wird dieser in erster Linie einmal ernstgenommen und sachlich dokumentiert. Erst die Einschätzung der Sorge um das Wohlergehen des oder der Kinder und Jugendlichen klärt die weiteren notwendigen Handlungsschritte. In Abhängigkeit von der Art und Schwere des Vorfalls wird ein:e geschulte:r Kollege oder Kollegin oder Fachperson einer Kinderschutzeinrichtung beigezogen, um sich im Vieraugenprinzip zu beraten. Die erforderlichen und geplanten Maßnahmen werden anschließend mit der betroffenen Person und/oder mit der Person, die Meldung gemacht hat, rückgesprochen. Besteht nach erster Einschätzung, akute Lebens- oder Verletzungsgefahr für das Kind oder die:den Jugendliche:n, wird eine Gefährdungsmeldung unverzüglich an die Polizei und/oder Rettung und an die Kinder- und Jugendhilfe durchgeführt. McDonald: „Der Schutz des Kindes oder der:des Jugendliche:n hat immer oberste Priorität!“
WIEN: Sophie Pfaffstaller
“In meiner Tätigkeit als Kinder- und Jugendschutzbeauftragte bei der SPORTUNION Wien möchte ich u.a. Mut machen aktiv zu werden, wenn Grenzen überschritten werden. Als Psychologin erlebe ich leider auch, dass Menschen Opfer von sexueller Gewalt werden. Da gibt es für mich nur eins: ein “Speak up”. Wir müssen unsere Stimme erheben und uns einsetzen – auch wenn das Thema schambesetzt ist. Es ist mir ein Anliegen, dass die Sportvereine Wiens sichere Orte sind, wo Gewalt verhindert wird, bevor sie geschieht. In Fällen, wo Gewalt passiert, müssen wir hinsehen und professionell handeln. Dafür setze ich mich ein.”
NIEDERÖSTERREICH: Anna Hauer / Martin Schwingenschuh
“Als Kinder- und Jugendschutzbeauftragte im Landesverband Niederösterreich ist es uns ein großes Anliegen den Vereinssport für Kinder und Jugendliche sicher zu gestalten. Deshalb stehen wir unseren SPORTUNION-Vereine nicht nur hinsichtlich präventiver Maßnahmen, sondern auch bei möglichen Verdachtsfällen als Ansprechpersonen zur Verfügung. Eine Herausforderung wird dabei sein, möglichst alle SPORTUNION-Vereine in Niederösterreich zu erreichen und ihnen die Umsetzung von präventiven Maßnahmen so einfach wie möglich zu machen. Des Weiteren sind wir regelmäßig im Austausch mit der Kinderschutzorganisation “die möwe“ und versuchen auch in Zukunft, unser Netzwerk mit Partner:innen auszubauen, um im Umgang mit Erstberatungen bei möglichen Verdachtsfällen gut vorbereitet zu sein.”
BURGENLAND: Sonja Zinkl
“Meine persönliche Motivation als Kinder- und Jugendschutzbeauftragte bei der SPORTUNION Burgenland ist es Kindern und Jugendlichen eine Umgebung zu bieten, in der sie sich frei entfalten können. Kinder und Jugendliche sind besonders schutzbedürftig, da sie meist noch nicht über die nötigen Fähigkeiten und Erfahrungen verfügen, Gefahren oder ungesunde Einflüsse selbstständig zu erkennen und zu vermeiden. Deshalb gehört es zu meiner Aufgabe, Trainer:innen und Eltern auf die Bedeutung von Schutzmaßnahmen aufmerksam zu machen und so einen sicheren Raum zu schaffen. Dabei gibt es verschiedene Herausforderungen, mit denen ich konfrontiert werden kann, wie beispielsweise mit Anlass- und Verdachtsfällen gegenüber Minderjährigen, die emotional belastend sein können.”
OBERÖSTERREICH: Renate Brandstötter
“Als Kinder- und Jugendschutzbeauftragte bei der SPORTUNION Oberösterreich besteht meine größte Motivation darin, dass ich es nicht verstehen kann, warum dieses Themenfeld, wie Kinder- und Jugendschutz im Sport noch immer ein THEMA ist und nicht natürlich gelebt wird. Es gibt immer wieder Herausforderungen, welche in meiner persönlichen Welt natürlich oder gar nicht gelebt werden. Gerade in dieser Situation hilft mir meine reflektierte Lebenserfahrung, ein kräftiges Durchatmen um weiterführende Lösungen in Ruhe anzusteuern.”
SALZBURG: Mariella Bodingbauer
“Ich möchte mit meiner Arbeit als Kinder- und Jugendschutzbeauftragte bei der SPORTUNION Salzburg dazu beitragen das Thema noch stärker in die Vereine zu bringen, um dort eine sichere und freudvolle Umgebung für alle Kinder und Jugendlichen zu schaffen. Dabei stehen hier Prävention und Sensibilisierung für mich an oberster Stelle. Die Sportvereinslandschaft ist jedoch bunt, vielfältig und unterschiedlich. Das macht die Arbeit spannend, ist aber in Bezug auf die Tätigkeit mitunter die größte Herausforderung. Jeder Verein hat individuelle Voraussetzungen, eine eigene Vereinsstruktur und kämpft mit unterschiedlichen Themen. Hier ein „einheitliches“ Konzept zu etablieren ist eine Aufgabe, die nur als gemeinsamer mehrjähriger Prozess, mit viel Aufklärungsarbeit, gelingen kann.”
STEIERMARK: Petra Schweighofer
“Als Kinder- und Jugendschutzbeauftragte bei der SPORTUNION Steiermark möchte ich, dass alle jungen Vereinsmitglieder ohne Angst vor Gewalt ihrem Sport nachgehen können. Es ist mir wichtig, präventiv zu arbeiten, um Kinder und Jugendliche, Trainer:innen, Funktionär;innen und Eltern zu sensibilisieren und aufzuklären. Eine der größten Herausforderungen wird es sein, mehr Bewusstsein für dieses Thema in „alte“ Vereinsstrukturen zu bringen. Dabei wird es teils viel Geduld und Überzeugungsarbeit benötigen, um zu zeigen, wie wichtig präventive Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen sind. Leider wird selten offen über Probleme oder Verdachtsmomente gesprochen bzw. werden Außenstehende zu Rate gezogen. Ich möchte es schaffen, dass sich Betroffene trauen mich zu kontaktieren und ich ihnen das Gefühl geben kann, ihnen zu zuhören, sie ernst zu nehmen und sie ggf. zur entsprechenden Fachstelle zu vermitteln.”
TIROL: Alexandra Lawton/ Lisa Tröber (Vertretung)
“Kinder und Jugendliche sind der schützenswerteste Teil unserer Gesellschaft. Deswegen muss auch im Sport auf ALLE Formen der Gewalt sensibilisiert und aufmerksam gemacht, sowie bisherige Verhaltensmuster immer wieder hinterfragt werden. Es darf keine Kultur des „das ist halt so in dieser Sportart…“, oder „das muss man schon aushalten…“ geben! Als Kinder- und Jugendschutzbeauftragte bei der SPORTUNION Tirol habe ich die Möglichkeit für den Schutz und die Rechte der Kinder- und Jugendlichen zu kämpfen. Ich bin froh darüber, dass wir jungen Menschen in schwierigen Lagen als Ansprechperson zur Verfügung stehen. Ich bin mir der bedeutungsvollen Aufgabe bewusst und durch gemeinsame Schulungen, einen engen Austausch im Team und zu wissen, dass es ein gutes Netzwerk im Fall der Fälle gibt, wächst mein Vertrauen mit Verdachts- und Anlassfällen entsprechend umgehen zu können. Zudem machen konkrete Handlungsstrategien für Verdachts- und Ernstfälle es leichter, die notwenigen Schritte und entsprechende Maßnahmen durchzuführen.”
VORARLBERG: Nike Jordan
“Als Kinder- und Jugendschutzbeauftragte bei der SPORTUNION Vorarlberg denke ich, dass Kinder und Jugendliche verlässliche Strukturen und Menschen brauchen, die ihre Perspektive ernst nehmen und sie in ihrer Entwicklung unterstützen. Ich möchte dazu beitragen, Präventions- & Aufklärungsarbeit zu leisten und Vereine unterstützen, damit sie sich vom Thema Kinder- und Jugendschutz nicht überwältigt fühlen. Eine Herausforderung besteht darin, mit den unterschiedlichen Perspektiven und Erwartungen von Eltern, Trainer:innen, Funktionär:innen, u.a. umzugehen. Dabei ist es hilfreich, die Sichtweise der betroffenen Person ins Zentrum zu stellen und für jede noch so kleine Entscheidung ihr Einverständnis einzuholen. Zudem gestaltet es sich mitunter herausfordernd, alle Beteiligten in einem Verein in die Entwicklung eines gemeinsames Schutzkonzept einzubeziehen.”
KÄRNTEN: Maren Kreutler
“Kinderschutz ist der SPORTUNION Kärnten ein wichtiges Anliegen. Nicht nur als Kinder- und Jugendschutzbeauftragte, sondern auch als Mutter von drei Kindern habe ich ein Interesse daran, dass Kinder und Jugendliche ihre Sportarten in einem sicheren Umfeld ausüben können. Im Rahmen eines Gesamtprojektes mit der SPORTUNION Österreich wird die SPORTUNION Kärnten die Fortbildung “Kinderschutz im Sportverein” zukünftig zweimal pro Jahr anbieten können. Jeder Mitgliedsverein, der Wert auf ein verantwortungsbewusstes Kinder- und Jugendtraining legt und beabsichtigt, im Rahmen der “Nachwuchsförderung” der SPORTUNION um Unterstützung anzusuchen, sollte seine Trainer:innen auf diese Fortbildung aufmerksam machen.”